Werkgruppe Im Dialog
       
Seit vielen Jahren malt Horst Poppe gemeinsam mit dem Angolanischen Maler Àlvaro Macieira: bei ihren gegenseitigen Besuchen finden sie den vom Gastgebers begonnenen Teil eines Diptychons vor, das der andere mit seiner Hälfte ergänzen, dem er widersprechen und das er ironisch oder amüsiert kommentieren kann. Sie malen also nicht gemeinsam an einem Bild, sondern jeder bearbeitet seine Leinwand, wobei die Bilder zwischendurch zusammen liegen und "Übergriffe" auf nachbarliches Terrain möglich sind. Diese bilaterale Malen ist für beide ein sehr wichtiger Teil ihrer künstlerischen Arbeit: Inspirationsquelle und Korrektiv, Ausdruck von Freundschaft und eine interkulturelle Begegnung (der sie zusammen mit Augusto Feirrera, mit der Gründung von "Grupo Conexão Cultural" 2002 einen Namen gaben). Hier knüpft die Werkgruppe "Im Dialog" an, in der Horst Poppe die afrikanische Bildwelt jedoch auf andere Weise adaptiert als in der Zusammenarbeit mit Àlvaro Macieira.   Manche Bilder bestehen fast vollständig aus unterschiedlich getreuen Zitaten von Masken, Fetischen, Ornamenten und Zeichen verschiedener afrikanischer Völker, in anderen treten sie in den Hintergrund. In einigen Triptychen dieser Werkgruppe befinden sich auf den Seitentafeln afrikanische lineare Zeichen für Mann und Frau: sie rahmen, kontrastieren und kommentieren eine Mitteltafel, auf der weitere Figuren, in vornehmlich farblichen Abstraktionen nur angedeutet sind. Afrikanisch gestikuliert die Linie, europäisch - und zwar laut - tönt die Farbe, gemeinsam führen sie ein Drama auf. Innerhalb der sakralen Pathosformel des Triptychons verweisen die Symbole für Mann und Frau leicht auf den Ursprungsmythos von Adam und Eva und den Verlust des Paradieses, was in der christlichen Bildtradition häufig Thema der Seitentafeln ist, während die Mitteltafel meist die Kreuzigung enthält.   Horst Poppes dramatische Inszenierung handelt vielleicht nicht nur von dem Klassiker der "Entfremdung von der Natur", der seit der dem europäischen "Primitivismus" in der Arbeit mit archaischen Bild-zeichen enthalten ist. Der Kontrast zwischen den Motiven des Ursprungs und den sich gleichsam auflösenden Figuren der Mitteltafel lässt auch Gedanken an die Apokalypse zu. Für den kritischen Betrachter schließt sich hier die Frage an, in wieweit gerade das Christentum mit seiner Heilserwartung die Umweltzerstörung fördert, deren Opfer zuerst die Afrikaner sein werden? So kommuniziert Horst Poppes ständig neu gemischte europäisch - afrikanische Bildsprache allgemein menschliche Themen - auch weniger dramatisch und manchmal sehr poetisch. In Schwarz-Weiß geht es um die Gleichheit der Rassen mit der Gleichwertigkeit des Oben und Unten von Spielkarten, in masohji (Kimbundu für "Träne") um die Kompliziertheit menschlicher Beziehungen, zu der die europäische Farbsymbolik das sehnsuchtsvolle Blau und die expressive Plastizität einer angolanischen Maske den Ausdruck von Melancholie beisteuern.
(Text: Regina Gramse)

olon bungulu chokwe kiema kietu mwana ua mbote
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senufo masohji idoma imbaci - mbati
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wathil Stille schwarz-weiß - weiß-schwarz im siebten Himmel
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